23. Oktober 2014
Qualitativ hochwertige Medizin muss auch in Zukunft für jedermann zugänglich sein – dieses Ziel hat sich Eugen Münch auf die Fahnen geschrieben. Und dieses Ziel will er durch seine Stiftung aktiv voranbringen – durch das Ausarbeiten geeigneter Konzepte, die Förderung von Versorgungsforschung, den fachlichen Austausch in Wissenschaft und Praxis sowie die Förderung von Nachwuchskräften. Am Donnerstag, den 23. Oktober 2014, fand in München der erste „Luncheon Roundtable“ der Stiftung statt. Dabei diskutierten Experten aus verschiedenen Bereichen, wie systemische Veränderungen gelingen können und wie eine Digitalisierung der Medizin dabei unterstützen kann.
An der Diskussion nahmen teil:
- Prof. Dr. Thomas Bauer, Vizepräsident des RWI
- Dr. Ralf Brandner, Prokurist der ICW AG und Leiter eHealth Vernetzung
- Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Geschäftsführer des Unfallkrankenhauses Berlin
- Dr. Sebastian Krolop, Partner Accenture GmbH
- Prof. Dr. Kurt Marquardt, Rhön-Klinikum, UKGM
- Dr. Markus Müschenich, FLYINGHEALTH-die Startup-Manufaktur
- Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Institutsleiter Centrum für Krankenhausmanagement
Sowie von der Stiftung:
- Eugen Münch, Vorstandsvorsitzender
- Stephan Holzinger, stellv. Vorstandsvorsitzender
- Dr. Boris Augurzky, Geschäftsführer
„Die Gesellschaft altert, aber die Medizin darf nicht rationiert werden. Stattdessen müssen wir rationalisieren“, so Münch. Die Rationalisierung sei aber nur möglich, wenn man sich von dem trennt, was nicht gebraucht wird – und von allem, was eine Weiterentwicklung bremst. Dabei steht für Münch immer der Mensch im Mittelpunkt: „Es geht nur, wenn wir viel patientenorientierter werden. Dazu müssen wir Transparenz bieten, damit die Patienten gute von schlechten und unpassende von passenden Leistungen unterscheiden können.“
Aktuell jedoch steuern wir auf eine Rationierung des medizinischen Angebots zu, warnt Münch. Um dies zu verhindern, sind strukturelle Änderungen am bestehenden System nötig. Doch das dazu dringend erforderliche Umdenken ist nur schwer zu erreichen. Immer wieder gab es innovative Ansätze, die entweder an den Ärzten und ihren Standesvertretungen scheiterten oder von der Politik nicht in die Tat umgesetzt wurden. „Wir brauchen eine Superpower, um hier etwas bewegen zu können“, formulierte es ein Teilnehmer der Gesprächsrunde.
Diese „Superpower“ will die Stiftung Münch unterstützen. „Die Stiftung soll die glühende Kohle sein, die die Veränderung anfacht“, so Münch. Stephan Holzinger, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung, ergänzt: „Wir möchten stimulierend vordenken und kreativ zerstören.“ Deshalb sei es wichtig, dass die Stiftung unabhängig sei und das Wissen, das sie generiert, frei zugänglich ist.
Münch ist überzeugt, dass es einen Mutigen braucht, der vorausgeht. Wie dies geschehen könnte, wurde intensiv und kontrovers diskutiert. Während einige Teilnehmer überzeugt sind, dass man die Ärzte mitnehmen und von anstehenden Änderungen überzeugen müsse, beurteilten andere diesen Weg als wenig Erfolg versprechend. Wenn man die Blockade nicht durchbrechen könne, müsse man sie umgehen – und den Weg über den „Endkunden“, also die Patienten suchen. „Wenn die Patienten durch neue Angebote einen Nutzen erkennen und sich angesprochen fühlen, nehmen sie sie an“, so die Überzeugung eines Teilnehmers. Dadurch werden der Druck und die Bereitschaft zur Veränderung bei Ärzten und Politik erhöht.
Ein wichtiger Schritt zur Erhöhung der Effizienz in der Medizin ist ihre stärkere Digitalisierung, die deshalb im Mittelpunkt der ersten Diskussionsrunde stand. Die Kliniken verfügen über Datenmengen, die an Breite und Tiefe exponentiell zunehmen. Würden diese sinnvoll gebündelt und ausgewertet, könnten die Ergebnisse zum Vorteil vieler Patienten eingesetzt und eine Verbesserung der Leistungen erreicht werden – sowohl in der Qualität als auch in der Effizienz. Dazu kann eine Zusammenarbeit mit einem IT-Unternehmen – entweder eines großen Anbieters oder auch mit einem jungen Start-up – angestrebt werden. „Durch die Verknüpfung des medizinischen Wissens mit IT-Know-how könnte eine Produktrevolution erreicht werden“, zeigen sich einige Experten überzeugt. Dabei erachten sie es für wichtig, keine Zeit zu verlieren, sondern schnell zu handeln. Die Digitalisierung ist nämlich schon in Gange.