23. – 25. Juni 2023, Bad Kissingen
Lange Zeit haben sich Krankenhäuser kaum mit dem Thema Energieeffizienz befasst: Die Energiekosten fielen mit ein bis zwei Prozent der Gesamtausgaben kaum ins Gewicht. Doch der Ukraine-Krieg und die anhaltend hohen Gas- und Strompreise drängen die Häuser dazu, sich mehr mit dem Thema zu befassen. Zugleich würde damit der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase verringert.
Studien und Erfahrungen zeigen, dass die Potenziale groß sind. Ansätze und Technologien für mehr Energieeffizienz wie Blockheizkraftwerke, effiziente Pumpensysteme, Photovoltaik und andere könnten den Energiebedarf merklich senken.
Für Krankenhäuser steht im Moment jedoch noch die Frage im Raum, was einzelne Effizienzmaßnahmen überhaupt bringen: Worin sollte man investieren? Wann amortisieren sich Investitionen? Wie groß sind die Einsparungen tatsächlich? Wie sieht die Zukunft der Energieversorgung aus?
Mit all diesen Fragen haben sich die Teilnehmer des Think Camp befasst.
Die Aufgabe
Sie sind Teil der Geschäftsführung eines Krankenhauses in Bayern mit 520 Betten. Das Haus wurde 1972 erbaut und befindet sich in freigemeinnütziger Trägerschaft. In der Vergangenheit konnten aufgrund stabiler Fallzahlen jährlich Überschüsse zwischen 520 und 730 Tausend Euro erwirtschaftet werden. Die gestiegenen Energiekosten haben das Jahresergebnis 2022 jedoch auf knapp unter 200 Tausend Euro schrumpfen lassen. Aufgrund dieser Entwicklung befürchtet man, schon bald nur noch eine „schwarze Null“ zu erwirtschaften.
Hinzu kommt, dass aktuell einige Gesetzgebungsverfahren laufen, die die Anforderungen an Energieeffizienz schon bald erhöhen werden. Dazu zählen insbesondere das neue Energieeffizienzgesetz (EnEfG) sowie die Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Allen Entscheidungsträgern des Krankenhauses ist auch klar, dass der Druck zur Reduktion von Treibhausgasemissionen steigt: das Bundesklimaschutzgesetz (KSG) gibt einen klaren Pfad zur Klimaneutralität bis 2045 vor.
Die Frage steht im Raum, wie und womit man eigentlich anfangen sollte, energieeffizienter zu werden. Derzeit bezieht das Krankenhaus seine Energie von den regionalen Stadtwerken. Jährlich werden rund 5 Mio. kWh (= 5 GWh) an Graustrom und 16 Mio. kWh (= 16 GWh) an thermischer Energie (hauptsächliche Energieträger: leitungsgebundenes Erdgas). Eigene Energie wird nicht erzeugt. Größere Umbau- oder Erweiterungsbaumaßnahmen sind derzeit nicht geplant.
Aufgabenstellung:
Bitte erarbeiten Sie für die Geschäftsführung ein tragfähiges Grobkonzept, wie man die Energieeffizienz des Krankenhauses erhöhen könnte. Berücksichtigen Sie dabei die folgenden Aspekte:
- Verschaffen Sie sich ein Bild davon, mit welchen ökonomischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen Krankenhäuser im Allgemeinen konfrontiert sind. Ordnen Sie anschließend den Status quo sowie den gegenwärtigen Energieverbrauch Ihres Hauses ein (Benchmark).
- Überlegen Sie anschließend, welche Maßnahmen Sie zur Umsetzung empfehlen würden, und welche nicht. Gehen Sie auch darauf ein, ob Maßnahmen in einer bestimmten Reihenfolge umgesetzt werden sollten. Begründen Sie Ihre Empfehlungen aus mehreren Perspektiven (z. B. betriebswirtschaftlich, technisch, ökologisch).
- Überlegen Sie zusätzlich, welche natürlichen Wärme- und Kältequellen vorhanden sein und für das Krankenhaus nutzbar gemacht werden könnten.
- Erörtern Sie die Finanzierung ihres Konzepts. Recherchieren Sie dazu, ob es für ihre Energieeffizienz-Maßnahmen bundes- oder länderspezifische Fördermittel gibt. Diskutieren Sie auch, ob bestimmte Formen von Contracting (Energieliefer- und Energiespar-Contracting) in Frage kommen würden.
Ziel ist es, der Geschäftsführung konkrete Empfehlungen und Handlungsoptionen an die Hand zu geben, wie man sich nachhaltig auf die Energiewende und den Klimawandel einstellen kann.
Die Arbeiten der Teilnehmer
Gruppe „Vorwärts in die Zukunft“
Elena Schmitz-Reith, Moritz von Essen, Sophia Wagner
Gruppe „Green Perspektive Hub””
Sarah Feldmeier, Ellen Jörgens, Jonah Gründers
System Augustin: die zirkuläre Revolution – Green für Spitzenmedizin
Die Dozenten:
- Dr. Ulrich Eberl, Autor („Unsere Überlebensformel“)
- Dr. Sven Lueke, Seniorberater hcb GmbH
- Dr. Georg Rüter, Sprecher der Geschäftsführung Katholische Hospitalvereinigung Ostwestfalen gGmbH
- Andreas Bünker, Geschäftseinheit Green Solutions, GASAG