Pressemitteilung vom 07. Juli 2015
Mehr Experimentierfreudigkeit und bessere Steuerung der Patienten im US-Gesundheitssystem sowie Einführung der elektronischen Patientenakte sind laut einer von der Stiftung unterstützten Projektstudie mit der Universität Bayreuth positive Aspekte
München, 07. Juli 2015. Die Stiftung Münch hat in einem Projekt mit der Juniorprofessur Gesundheitsmanagement der Universität Bayreuth die „Obamacare“-Auswirkungen in den USA untersucht und Impulse und Schlussfolgerungen für das deutsche Gesundheitswesen identifiziert:
- Das deutsche Gesundheitswesen sollte mehr Experimente zulassen. Dabei ist darauf zu achten, dass eine zu starke Fragmentierung vermieden wird.
- Die gezielte Steuerung von Patienten zu den für sie geeigneten Behandlungseinheiten birgt große Chancen sowohl für die Behandlungsqualität als auch für die ökonomische Effizienz und sollte gezielt angestrebt werden. Dies bestätigt eine zentrale Forderung des Konzepts der Netzwerkmedizin, welches von Eugen Münch und der Stiftung Münch proklamiert wird. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist die Etablierung innovativer, patientenzentrierter Vergütungssysteme.
- Die Einführung der „Electronic Health Records“ (elektronische Gesundheitsakte) in den USA führt zu einer stärkeren Vernetzung von Ärzten und Patienten sowie von Leistungserbringern untereinander. Durch finanzielle Anreize (positiver und negativer Natur) ist die Teilnahme der Leistungserbringer stark angestiegen. Die Patienten profitieren von der elektronischen Dokumentation. Dies bestärkt die Stiftung Münch in ihrer Forderung nach der Einführung einer elektronischen Patientenakte zur Erhöhung der Behandlungsqualität.
Das US-Gesundheitssystem wird häufig aufgrund seiner bestenfalls durchschnittlichen Qualität bei zugleich hohen Kosten kritisiert. Dennoch lohnt sich ein differenzierter Blick. Die aus der starken Fragmentierung des Systems entstehenden Probleme eröffnen zahlreiche Ansatzpunkte für Experimente mit neuen Versorgungs- und Vergütungsformen. Zugleich treffen viele der in den USA vorliegenden Probleme auch auf Deutschland zu: Kostendruck, Brüche in der Kontinuität der Versorgung, Qualitätsdefizite, die Gefahr impliziter Rationierung, unzureichende IT-Infrastruktur, um nur einige zu nennen.
Ziel des von der Stiftung Münch geförderten Projekts war es herauszuarbeiten, inwiefern aus den Erfahrungen in den USA Impulse für eine Reform des deutschen Gesundheitswesens abgeleitet werden können, die sich am Konzept der Netzwerkmedizin orientiert. Hierzu werden zentrale Reformelemente des „Patient Protection and Affordable Care Acts“ (ACA) skizziert und die ersten vorliegenden Ergebnisse diskutiert.
Die ersten Erkenntnisse lassen sich zu zehn Impulsen verdichten: Mehr Experimente zulassen, unternehmerische Freiheit sichern, Vergütungssystem flexibilisieren, Qualitätsmessung fördern, finanzielle Anreize für „Electronic Health Records“ (elektronische Patientenakte) setzen, Patienten gezielt durch das Versorgungssystem steuern, regionale Cluster fördern, konzentrierte Strukturen vermeiden, Blockade der Selbstverwaltung durchbrechen und zu starke Fragmentierung verhindern.
„Wir wissen um den eher schlechten Ruf von Obamacare. Aber es wäre falsch, die Reform voreilig abzuschreiben. Es lohnt sich ein genauer Blick auf das, was wir in Deutschland womöglich daraus lernen können“, so Stephan Holzinger, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Münch. In jedem Fall sieht die Stiftung Münch sich in einzelnen Aspekten des Netzwerkmedizin-Konzepts durch die Erfahrungen in den USA bestärkt. Das Konzept der Netzwerkmedizin (E. Münch, S. Scheytt, „Netzwerkmedizin“, Springer und Gabler- Verlag 2014) ist ein unternehmerisches Konzept für das deutsche Gesundheitssystem.
Die ausführliche Projektstudie finden Sie unter https://www.stiftung-muench.org/publikationen/projekte/
Die Studie der Stiftung Münch wurde von der Juniorprofessur Gesundheitsmanagement der Universität Bayreuth unter der Leitung von Professor Andreas Schmid und Sebastian Himmler durchgeführt.
Die Stiftung Münch wurde 2014 von Eugen Münch ins Leben gerufen. Das Stiftungsziel ist es, trotz einer alternden Gesellschaft weiterhin allen Menschen den Zugang zu nicht rationierter Medizin zu ermöglichen. Als Grundlage dient das von Eugen Münch entwickelte Konzept der Netzwerkmedizin. Die Stiftung unterstützt Wissenschaft, Forschung und praxisnahe Arbeiten in der Gesundheitswirtschaft und fördert den nationalen und internationalen Austausch. Sie arbeitet unabhängig und stellt ihr Wissen öffentlich zur Verfügung. Den Vorstand bilden Stephan Holzinger (Vorsitz), Eugen Münch (stellv. Vorsitz) und Prof. Dr. med. Bernd Griewing; die wissenschaftliche Geschäftsführung liegt bei Dr. Boris Augurzky.